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Autorenbild Steven Blum

Wie leben die Einheimischen auf den Malediven eigentlich?

Zu Besuch auf der Insel Feeali im nördlichen Nilandhe Atoll


Von den Malediven hat jeder ein Bild, und zwar genau das gleiche: Traumstrände, Korallenbänke, abgeschiedene Luxusresorts für Hochzeitspaare und Taucher. Aber kaum jemand kann sagen, wie die Menschen dort leben. Das liegt nicht an der Ignoranz, die man Badeurlaubern so gern unterstellt, sondern daran, dass 40 Jahre die Regierung der Malediven verhinderte, dass sich die muslimische Bevölkerung mit den liberal gesinnten, Alkohol trinkenden und Bikini tragenden Touristen trifft. Nur wenige Einheimischen-Inseln kann man als Tourist bereisen.


Die Malediven. Der 298 qkm große islamische Inselstaat im Indischen Ozean besteht zu 99 Prozent aus Wasser, das restliche Prozent verteilt sich auf rund 1200 Inseln, von denen etwa 220 von Einheimischen bewohnt und mehr als 100 als Resort-Inseln den Urlaubern vorbehalten sind. Ein Zusammentreffen von Einheimischen und Urlaubern findet kaum statt. Die Trennung von Alltag und Tourismus war von Anfang an geplant, als sich das Land 1972 für ausländische Gäste öffnete.


Feeali ist eine von fünf Inseln im Nord-Nilhandhe-Atoll der Malediven, die von Einheimischen bewohnt wird


Im November besuchte ich das etwas über hundert Kilometer südwestlich von Male befindliche Nilandhe Atoll, das erst vor wenigen Jahren für den Tourismus geöffnet wurde. Es besitzt einen nördlichen Teil, der einem Durchmesser von 26 x 31 Kilometer hat und auch Faafu Atoll genannt wird, und einen südlichen Teil, der 23 x 38 Kilometer groß ist und auch Dhaalu Atoll bezeichnet wird. Obwohl beide Atolle eine gemeinsame Verwaltung haben, gibt es dennoch zwei getrennte Haupstädte: Magoodhoo im nördlichen und Hulhudheli im südlichen Atollring.


Im Nord-Nilandhe Atoll gibt es 18 Inseln von denen neben der Hauptstadt Magoodhoo vier weitere bewohnt sind: Biliydhoo, Dharaboodhoo, Feeali und Nilandhoo. Das Süd-Atoll besteht aus etwa 50 Inseln von denen neben der Hauptstadt Hulhudheli sieben weitere von Einheimischen bewohnt sind: Kudahuvadhoo, Badidhoo, Gemendhoo, Maaeboodhoo, Meedhoo, Vaani und Ribudhoo.



Um einen Einblick in das Leben der Malediver zu erhalten, besuchte ich Feeali im Faafu Atoll, also in Nord-Nilhandhe. Die Insel gehört mit einer Größe von 470 m x 450 m schon zu den größeren Inseln. Hier leben ca. 1050 Menschen, es gibt sogar einen Kindergarten, eine Schule und ein kleines Krankenhaus.


Die Überfahrt von Filitheyo erfolgte mit einem Dhoni, dem traditionellen Transportmittel der Malediven. Ursprünglich dienten diese einfachen Holzboote dem Fischfang sowie dem Transport von Waren, mittlerweile werden sie auch zu Inselhopping eingesetzt.


Mit einem typisch maledivischen Dhoni fuhren wir nach Feeali


Auf dem ersten Blick machte Feeali einen eher tristen Eindruck. Abgesehen von ein paar Frauen, die ab und zu etwas umhertransportieren, sind die Straßen wie leer gefegt. Die Kinder sind in der Schule, die Fischer auf See, und wer nicht unbedingt muss, zieht es vernünftigerweise vor, die heiße Mittagssonne zu meiden.


Die Unterkünfte sind einfache Hütten, die aus Korallenstein gebaut und mit Palmblättern oder Wellblech gedeckt sind. Da Korallen unter Schutz gestellt wurden, ist das Baumaterial knapp geworden. Die Steine für die neuen Hütten und Mauern werden aus China importiert.



Auffällig sind auch die großen oberirdischen Plastikwassertanks. In diesen sammeln die Bewohner der Insel Regenwasser, um sich mit Trinkwasser zu versorgen. Die Malediven liegen zwar mitten im Meer, aber Grundwasser gibt es so gut wie gar nicht.



Ein wichtiger Arbeitgeber auf der Insel ist der Schiffbau. Wie fast alle bewohnten Inseln verfügt auch Feeali über eine Dhoniwerft, an dem die Schiffe repariert werden.


Der Bau eines Dhonis ist das wichtigste Kunsthandwerk der Malediver


Auf den Malediven gibt es kein Gesundheitssystem, so wie wir es gewohnt sind. Krankenhäuser gibt es aber nur in Malé und bei schweren Erkrankungen wird man zur Behandlung fast immer nach Dubai oder Singapur ausgeflogen. Doch die Einnahmen aus dem Tourismus haben es ermöglicht, daß Gesundheitswesen weiter auszubauen. So wurden auf einigen Inseln wie hier auf Feeali Gesundheitszentren gebaut, um eine medizinische Grundversorgung anbieten zu können. Sogar einen eigenen Krankenwagen gibt es.


Auch in das Schulsystem wurde investiert, so dass es sich innerhalb der letzen Jahre stark verbessert hat. Kleinkinder gehen in die Preschool. Obwohl sie eine Art Kindergarten ist, kann sie aber mit den Kindergärten wie wir sie aus Deutschland kennen absolut nicht verglichen werden. Sie ähnelt viel mehr unserer Grundschule bei uns. Aber alles sehr diszipliniert.


Kindergarten und Krankenhaus von Feeali


Auf den Malediven besteht keine Schulpflicht. Daher beenden die Kinder meistens nach den ersten fünf Grundschuljahren ihren schulischen Werdegang. Auch gibt es keine einheitlichen Lehrpläne. Dennoch ist die Alphabetisierungsrate auf den Malediven mit einem Wert von 98% erstaunlich hoch. Nur in Malé kann man an zwei Schulen nach Absolvierung der Jahrgangsstufen 11 und 12 eine Hochschulreife erwerben.



Der einzige unter Schutz gestellte Baum auf Feeali ist ein "wandernder Baum", der von Jahr zu Jahr um eines Fingers Breite weiterrückt.



Die Tierwelt unterscheidet sich zwischen den einzelnen Inseln teilweise erheblich. Während einige Eilande der Malediven eine große Insektenpopulation aufweisen, sind andere Inseln fast insektenfrei. Die mit Abstand meisten und interessantesten Tiere der Malediven leben im Wasser, aber auch an Land können Naturliebhaber eine Vielzahl interessanter Lebewesen entdecken.








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