Fritz Reußrath erschien um 1953/1954 in der ostdeutschen Taucherszene. Er verstand es, sich mit dem Nimbus des großen Insiders zu umgeben. Viele glaubten, er wäre im Zweiten Weltkrieg bei den Kampfschwimmern gewesen, doch genaues wusste niemand.
Fritz Reusrath
Seine größte Fähigkeit bestand darin, Begeisterung zu wecken und äußerst leistungsfähige Taucher auszubilden. Schnell hatte er eine Gruppe stark motivierter junger Menschen um sich versammelt. Sie trainierten im Stadtbad Gartenstraße und bastelten im „Haus der Jungen Talente“ in der Berliner Klosterstraße. Dort hatten die Taucher mehrere Räume, zu denen auch eine Werkstatt gehörte, bezogen. Reußrath war ein hervorragender Organisator. Wenn Material für den Ausrüstungsbau gebraucht wurde, beschaffte er in kürzester Zeit die benötigten Materialien.
Fritz Reusrath (3. von links) am Heinitzsee bei Rüdersdorf
Bereits 1954 waren die meisten Mitglieder der Berliner Gruppe um Fritz Reußrath in die Gesellschaft für Sport und Technik (GST) eingetreten. Zu dieser Zeit war die Unterwasserwelt noch Neuland. Da unten gab es eine Menge zu erforschen. Der Forscherdrang ließ sich bei vielen Tauchsportbegeisterten nicht mehr bremsen und die Neugierde war größer als die unter Wasser lauernde Gefahr. Die Tauchgruppe beschäftigte sich unter anderem mit biologischen, geologischen und archäologischen Aspekten der Unterwasserwelt. „Tauchen ist uns nicht Selbstzweck“, war Reußrath´s Credo.
Reußrath´s Taucherausbildung war von einem militärischen Stil geprägt. "Der Auftrag lautet…" war eine seiner beliebtesten Redewendungen. Zur Praxisausbildung gehörten Schlauchboot-Übungen und „Nachtmanöver“. Es wurden „Marschrichtungszahlen“ festgelegt und die Taucher bekamen vor dem Tauchen den „Auftrag“, das Gelände zu erkunden. Die guten Ausbildungsqualitäten blieben auch dem Militär nicht verborgen. Als man sich in der DDR mit dem Aufbau einer Kampfschwimmer-Einheit beschäftigte, war Fritz Reußrath als möglicher erster Kommandeur im Gespräch. Bei einer Vorführung soll er aber mit seinen Erfahrungen im Spanischen Bürgerkrieg als Angehöriger der „Legion Condor“ geprahlt haben. Nach Ansicht der Marineführung machte ihn diese Vergangenheit für die Führung der Kampfschwimmereinheit untragbar.
Fritz Reußrath und acht Tauchsportler der GST unternahmen 1956 eine Tauchexpedition nach Albanien. Begleitet wurden sie von drei wissenschaftlichen Mitarbeitern des Berliner Naturkundemuseums und von der Humboldt-Universität unter Leitung von Dr. Gruner sowie einem Filmteam der DEFA. Die DEFA-Leute drehten mit der Aquaflex einen Dokumentarfilm über diese Expedition. Expeditionsarzt war Dr. Bucklitsch, der zwei Jahre später auch an der Heimkehle-Expedition teilgenommen hatte. Gemeinsam hatten die GST und die „BZ am Abend“ diese Expedition vorbereitet. BZ-Reporter Gerhard Kleinlein verfasste Zeitungsberichte und schrieb über die Erlebnisse das Buch „Fackeln in der Adria“. Weitere Expeditionen waren die Höhlentauchexkursion in die Heimkehle 1958 und eine Fangreise nach Split 1960.
Weitere Informationen über Fritz Reußrath in:
Roger Blum: Fritz Reusath - Aus dem Leben einer Taucherlegende,
Teil I in: N. Gierschner (Hrsg.), Tauchgeschichte Spezial, Band 22/2022, S. 26-29.
Teil II in: N. Gierschner (Hrsg.), Tauchgeschichte Spezial, Band 23/2023, S. 40-47.
Teil III in: N. Gierschner (Hrsg.), Tauchgeschichte Spezial, Band 24/2023, S. 30-33.
Roger Blum/Steven Blum: Schwerelose Zeiten - Tauchererinnerungen, Berlin (2020)
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