Tauchen im Tüttensee-Krater in Bayern
Der Chiemgau ist ein besonders schönes Stück Bayern. Berge und Seen in unmittelbarer Nähe zueinander prägen das Bild der Chiemsee-Alpenland-Region. Kaisergebirge und Kampenwand locken zum Wandern, Kuhglocken ertönen von den Almen und malerische Seen laden zum Tauchen ein.
Unweit des Chiemsees bei Marwang und Grabenstätt befindet sich im Wald versteckt der idyllisch gelegene Tüttensee. Der See ist gerade einmal 260 m breit und 420 m lang. Er beschäftigt allerdings Geologen, Astronomen und Physiker aus der ganzen Welt. Der kleine See ist Zentrum eines akademischen Streits – dem Streit um den sog. Chiemgau-Impakt (Chiemgau-Einschlag). Es gibt nämlich die Theorie, dass in der Keltenzeit (etwa 500 v. Chr.) ein gewaltiger Meteorit am Himmel über Südbayern explodierte, wodurch viele kosmische Gesteinsbrocken im Chiemgau einschlugen und ein großes Kraterstreufeld hinterließen. Die Befürworter dieser Theorie halten den Tüttensee für den größten Krater dieser kosmischen Katastrophe. Die Gegner meinen, dass es sich bei Tüttensee lediglich um eiszeitliches Toteisloch handelt, das beim Rückzug der Gletscher nach der letzten Eiszeit entstanden ist. Für das Impakt-Modell spricht jedoch, dass der gesamte See von einem nahezu kreisrunden Ringwall umgeben ist. Dieser ist charakteristisch für einen dynamisch wirkenden Schockimpuls. Wäre der Tüttensee ein Toteisloch, das vom Abschmelzen eines mehrere 100 m großen Eisblocks stammen würde, wäre es – so die Befürworter der Impakt-Theorie - äußerst merkwürdig, dass sich ein fast kreisrundes Massedefizit im Untergrund gebildet haben soll, dessen Zentrum akkurat mit dem Mittelpunkt des Ringwalls zusammenfällt, der die abschmelzende Eismasse einkreist.
Tüttensee
Ob nun Krater oder nicht, der Tüttensee bietet gute Tauchbedingungen. Die Sichtweiten betragen auch im Sommer mehr als 5 m. Er ist aufgrund seiner angenehmen Wassertemperaturen von Mai bis zum Spätherbst nicht nur zum Tauchen, sondern auch zum Baden geeignet. Der See zählt zu den wärmsten Seen Oberbayerns. Aus Gründen des Uferschutzes darf allerdings das Süd- und Ostufer des Sees nicht betreten werden. Auch das Schwimmen und Tauchen ist in diesem Bereich nicht gestattet. Es sollte daher auf den Nord- und Westbereich ausgewichen werden. Hier befinden sich gute Einstiegstellen.
Der Seegrund fällt seicht ab. Die Maximaltiefe des Tüttensees beträgt 17,3 m. Zur Seemitte hin ist der Grund sehr sedimentreich. Ab und zu schreckt man einen Aal auf. Am interessantesten ist die Uferzone mit einigen umgestürzten Bäumen und Seerosen. Hier trifft man auf Barschschwärme und große Hechte, die auf Beute lauern. Auf dem Seegrund fand ich auch Überreste eines Tonkrugs. Das Alter konnte ich leider nicht einschätzen. Bekannt ist jedoch, dass schon die Römer den Bereich des Tüttensees besiedelten, was durch reichliche Funde dokumentiert ist. Vielleicht war es ja tatsächlich ein Relikt aus der Römerzeit.
Abends kann man dann in einer der vielen Almwirtschaften oder Gasthöfen die nächsten Tauchgänge planen. Die Region Chiemgau-Alpenland bietet viele interessante Tauchplätze, die darauf warten, entdeckt zu werden.
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